<25/04/07 > „WIE IST DAS SPIEL EINGENTLICH AUSGEGANGEN?"< Protokoll eines Ausflugs >

1) Treffen bei Dickel
Die Sonne hätte hoch am Himmel gestanden – wenn sie denn an diesem vermeindlichen Spätsommertag geschienen hätte. Um 13.47 Uhr klingel ich bei Dickel am Bonneshof in Düsseldorf. Nix. Nochmal durch das hochtechnologische Klingelmenue gearbeitet und bei Reinhardt geschellt. Wieder nix. Okay, der feine Herr wieder im Freizeitstress? Ein Kontrollanruf auf dem Funkknochen bringt die Wahrheit ans Licht: „Sitze noch aufm Pott.“ Dickel ist eben ein echter Profi mit dem perfekten Timing für den Stuhlgang. 14.12 Uhr. Nachdem wir die Klamotten hochgeschafft haben, trudelt die Delegation aus der Heimat ein. Torte und Gerda haben sich schon einen ordentlichen Promille-Vorsprung herausgearbeitet - Hut ab. Jetzt heißt es anpacken, um nicht den Anschluss zu verlieren.

2) Die Tour zum Rhein
Nachdem die offiziellen T-Shirts verteilt und angezogen sind, fröhnen wir hoch über den Dächern Düsseldorfs dem Bier und lassen das Jahr 1991 gedanklich und foto-dokumentarisch Revue passieren. Dazu hallt Iron Maiden aus dem LoFi-Plattenspieler. Eigentlich könnte man einfach so sitzenbleiben - aber wir sind schließlich zu höherem berufen. Also Bollerwagen gepackt, iPod an Pauls Kinderkassettenrekorder angeschlossen und ab zur Straßenbahn-Haltestelle. Nachdem wir unseren Waggon ordentlich beschallt haben, steigen wir im schönen Kaierswerth aus und begeben uns direktemang zum Berliner Imbiss, wo es laut Düsseldorf-Guide die beste Currywurst der Stadt geben soll. Das ist noch nicht mal übertrieben, sondern extrem lecker und eine gute Grundlage für die nächsten Stunden. Nach dem Schmaus stößt Eppi zu uns. Wir lassen ihn natürlich mitspielen, obwohl er damals gar nicht in Harlesiel war. Da muss man auch mal großzügig sein. Auf dem Weg zum Wasser halten wir am lokalen Sparmarkt, um unsere rasch schmilzenden Biervorräte aufzufüllen. So ausgestattet machen wir uns auf den Weg zur heutigen Sportstätte.

3) Wettkampf
Das Rheinufer in Kaiserswerth ist zwar nicht die Nordsee, aber im Großraum Düsseldorf gibt es keinen Platz, der von den äußeren Bedingungen besser für einen hochklassigen Boccia-Wettkampf geeignet wäre. Leider fehlen uns dazu die Teilnehmer. Also greifen wir uns einfach selber die Kugeln und legen los. Schnell merken wir, dass wir in den vergangenen 15 Jahren nix verlernt haben. Das Feld liegt eng beieinander, die Führung wechselt allenthalben. Das Bier schmeckt, der böige Wind weht hin und wieder einige Takte Musik aus dem Kassettenrekorder herüber und sogar einige Möwen wollen dem Spektakel beiwohnen und segeln träge über unsere Köpfe hinweg. Mit zunehmendem Spielfortschritt und Promillegehalt trennt sich bocciamäßig die Spreu vom Weizen. Mit einigen geschickten Doppelsiegen gelingt es Peter, sich einen Vorsprung herauszuarbeiten, den er souverän ins Ziel rettet. Da kreist die Flasche Küstennebel zurecht eine Ehrenrunde.

4) Ungeordneter Rückzug
Das fulminante Ende des Sportevents muss natürlich gebührend gefeiert werden. Auf dem Rückweg vom Rhein zur Straßenbahnhaltestelle halten wir also wieder am lokalen Sparmarkt, um unsere schmilzenden Biervorräte aufzufüllen. Die Schlagzahl hat allerdings schon deutlich nachgelassen, unsere ausgelaugten Körper müssen den Strapazen des Wettkampfes Tribut zollen. Da kann uns auch Sönke Wortmann nicht sonderlich aufbauen, der Eis schleckender Weise aus einer Diele tritt und unsere mittlerweile nicht mehr taufrische Delegation vorbeitrotten sieht. Ein Spätsommermärchen schaut in seinen Augen wohl anders aus. Nach der Rückfahrt nach Golzheim entern wir müde den Nikolaus-Grill und legen Pizza und Pommes nach. So gesättigt gelangen wir schließlich zurück zu Dickel - gerade rechtzeitig, um das Richtung weisende EM-Quali Spiel gegen Irland zu verfolgen. Dem größten Teil der Belegschaft gelingt es sogar, trotz mäßig interessantem Spiel und kaum zu verhehlender Müdigkeit wach zu bleiben. Nach dem mühsam errungenen Sieg der Nati verabschiedet sich Eppi und der Zussamenhalt der Truppe gerät deutlich ins Wanken. Die Männer fallen wie Orgelpfeifen oder wie das heißt. Diagnose: zu viel frische Luft. Um 23 Uhr ist das Spektakel vorbei, alle liegen irgendwie irgendwo rum und schnarchen.

Am nächsten Morgen - der übrigens mit 7.30 Uhr unerwartet früh beginnt - schauen wir als erstes im Videotext nach, wie Deutschland gespielt hat. Beim Bier&Boccia-Mix 2006 frühstücken wir gemütlich und versuchen, uns in der Welt zurecht zu finden. Nach kurzem, aber gepflegtem Abgammeln werden die Bierreste verteilt und wir machen uns alle auf den Heimweg. Fazit: Vor 15 Jahren waren wir besser in Form!

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